
Sturmzeiten – Von der Betäubung zur Verbundenheit
Ich habe in den letzten Wochen eine Stabilität in mir wahrgenommen, die mich durch den Sturm da draußen trägt. Doch vor ein paar Tagen wurde ich krank. Husten, Halsschmerzen, etc. Plötzlich gesellten sich zu meiner Stärke, meinem Optimismus und dieser Stabilität, eine körperliche Schwäche, eine Verwundbarkeit und meine wahre Menschlichkeit. Na zum Glück. Endlich.
Vor einer Woche brachte mir eine Freundin einen Massagegürtel vorbei. Meine Worte: „Super. Die Physiotherapie und Massageanbieter haben zu, jetzt kann ich mir noch mehr selbst helfen. Jetzt kann ich fast alles allein, egal was draußen passiert.“
Und dann wurde ich krank. Die Kontrolle war weg und ich stellte fest, welche Emotionen und Gefühle auch gefühlt werden wollten. Welche Anteile ich unterdrückt hatte. Ich habe verstanden, was ich hier lernen sollte.
Ich bin nicht nur der Sturm, der dem Sturm im Außen trotzt und durchkommt. Ich bin verwundbar, abhängig und zum teilweise isoliert. Letzteres passiert oft, weil wir Glauben in so einer Krise braucht doch jeder seine Kräfte und kann sich nicht um den anderen Kümmern. Ich wurde eines Besseren belehrt. Meine zum Teil sehr belasteten Freunde waren da: „Hey, wir sind am Limit, aber dir zu helfen, verschafft mir ein großartiges Gefühl und kommt von Herzen.“
Spätestens da konnte ich wahrnehmen, dass ich Betäubung eingesetzt hatte. Ich war nicht einfach stabil und optimistisch. Nein. Ich war für einige Anteile und Gefühle betäubt. Ich wollte alles allein schaffen. Dabei habe ich so wundervolle Menschen in meinem Leben.
Alles kam nach oben und mir geht’s trotz Husten und Halsschmerzen viel besser. Verbundenheit und Achtsamkeit füreinander, lässt uns den Sturm im Außen überdauern! Und am Ende ist es wieder die Liebe, die unser größter Halt im Sturm ist.
Was ansonsten gerade jetzt besonders in dieser herausfordernden Zeit hilft, teile ich mit dir im Folgenden:
1. Gesunde Kompensation statt Betäubung
Der Unterschied ist die Achtsamkeit und Bewusstheit in diesem Moment. Wenn du die Schokolade aufreißt und nach wenigen Minuten nicht mal weißt, wie sie geschmeckt hat, dann war es wohl eine Betäubung. Wenn du dir aber sagst, ich esse die Schokolade jetzt nicht aus Hunger, sondern vorrangig, weil es das unwohle Gefühl in mir besser macht, ist es eine gesunde, menschliche Kompensation. Wenn das in einer gesunden Dosierung in einer herausfordernden Situation stattfindet, bewusst passiert und du genießt, ist es einfach menschlich!
2. Mitgefühl für die Herausforderungen der anderen trotz deiner Eigenen
Wertschätze und sehe, was dich belastet. Doch nimm gleichzeitig wahr: Anderen geht es auch nicht gut und sie haben andere Herausforderungen, die sie vielleicht gerade in die Knie zwingen. Wenn du auch das siehst und mindestens deine Aufmerksamkeit sowie dein Mitgefühl spiegelst, schaffst du eine Verbundenheit, die euch beide ein Stück in eurem Kummer heilt.
3. Weine, Schreie mal und geh weiter
Lass die Gefühle zu. Sei wütend, fühle dich hilflos, weine und bespreche dich mit anderen. Und dann lass los. Ich habe vor kurzem einen so treffenden Spruch gelesen: Gute Freund*innen sind Menschen, die sich auch zum 1804 Mal das gleiche Problem anhören. Ich füge hinzu: Und es achten und ernst nehmen.
4. Nimm dich selbst ernst
Wenn du zum 1804 Mal dieselben unwohlen Gefühle in dieser weltweiten Umbruchssituation hast, dann nimm dich bitte ernst damit. Verurteile dich nicht und denke darüber nach, warum du es immer noch nicht gebacken bekommen hast. In dieser Situation sind wir alle zum ersten Mal. Manchmal geht es nur in kleinen Schritten. Das gilt vor allem auch deshalb, weil wir da draußen so ein großes Ding zu laufen haben.
5. Seitenblasen helfen
Was hat dir als Kind Spaß gemacht? Was spielst du gerne? Veranstalte doch mal einen online Spieleabend mit Freunden. Tanze, Singe und bewege dich. Das setzt Glückshormone in dir frei. Nimm dir dafür mindestens 5 Minuten Zeit am Tag. Plane es dir ein und beziehe am besten auch noch die Menschen in deiner Umgebung mit ein. Und wenn du allein wohnst, schmeiß die Videotelefonie mit deinen Freund*innen an.
Wir wuppen das alle. Trau dich bewusster zu sein. Und wenn du dadurch den Schlamm in dir fühlst, geh auf deine Mitmenschen zu. Diese haben trotz ihrer persönlichen Herausforderungen oft mehr Liebe und Fürsorge im Herz, als du glaubst.
In Liebe,
Sina
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Franziska Zerbe
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